Was ist Chirophonetik?

 Die Chirophonetik wurde im Jahr 1972 auf der Grundlage der Menschenkunde Rudolf Steiners entwickelt. Zunächst wurde sie zur Anbahnung der Sprache bei Kindern, die kaum oder gar nicht sprechen konnten, verwendet. Bald stellte sich heraus, dass diese Methode sich in der Heilpädagogik günstig auf die gesamte Entwicklung einer Persönlichkeit auswirkt. Inzwischen hat sich die Chirophonetik auch zur Unterstützung von medizinischen Maßnahmen bei organischen Krankheiten als hilfreich erwiesen.1

Der Name Chirophonetik sagt, dass man mit den Händen (gr.: cheires) und mit den Lauten der Sprache (gr.: phoné) wirkt. Die Idee der Chirophonetik beruht darauf, dass jeder Laut eine eigene Luftgestalt besitzt, eine charakteristische Strömungsform. Diese Strömungsform überträgt man als Massagestrich auf den Leib. Gleichzeitig wird der betreffende Laut gesprochen. Dabei muss das Gesetz der Metamorphose2 berücksichtigt werden. Denn die Organe des Sprachorganismus stehen in Beziehung zum Gesamtorganismus. Jeder Artikulationszone entspricht eine bestimmte Stelle am Leib. Aus der Kenntnis dieser Metamorphose ergibt sich, wie man streichen muss, um einen Laut darzustellen.

Der Therapeut streicht auf dem Rücken, auf Armen oder Beinen. Er ahmt die Bewegungen des Luftstromes eines Lautes nach. Beim R z.B. hüpfen seine Hände rhythmisch vom Kreuzbein über die Wirbelsäule. Der Patient erlebt die Lautbildung wie eine Perlenkette aus Tastpunkten. So wird er bei jedem Laut mit seinem ganzen Leib hörend. Er bleibt äußerlich in Ruhe, aber innerlich richtet er seine Aufmerksamkeit auf die Bewegungsspur. Unzählige Tastrezeptoren werden erregt, man könnte sagen, sie leuchten auf und verlöschen wieder.

 

Der Patient „liest“ diese Form und gleichzeitig hört er den Laut. Dieser Eindruck wird in der Behandlung durch Wiederholungen verstärkt. Dadurch wird der Wille des Patienten geweckt, die Laute innerlich nachzuahmen. Sie dringen tief in seine Seele, weil ja Laute nicht etwas bedeuten wie Worte oder Sätze.

Scheinbar untätig gibt sich der Patient dem hin, was mit ihm geschieht. Aber er erlebt das Wahrgenommene mit großer Aufmerksamkeit. Er beginnt, die Tasteindrücke mit den verschiedenen Lauterlebnissen zu verbinden. Tast- und Sprachsinn vereinen sich zu einem verstärkten Wahrnehmen der Laute. Es prägen sich die Lautgestalten deutlich in das Bewusstsein des Patienten ein.

Normalerweise nehmen wir beim Sprechen nicht einzelne Laute wahr. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf den gedanklichen Inhalt. Bei der Behandlung durch Chirophonetik ist das nicht der Fall. Die Lautformen werden rhythmisch wiederholt und versetzen in jenes wache Träumen, welches geeignet macht, die Wirkung der Vokale und Konsonanten in Leib und Seele zu ergießen.

 

von Dr. Alfred Baur

 

Chirophonetik ist umfassend wirksam und wird heute weltweit angewendet.  

 

 

1Alfred Baur: Die Heilweise der Chirophonetik (Hrsg. Verein für Anthroposophisches Heilwesen e.V.) Nr. 166, Bad Liebenzell 2000

2Alfred Baur: Lautlehre und Logoswirken, Grundlagen der

Chirophonetik, Stuttgart 1996, 2. Aufl.

 


Die interessanten Ausführungen von Ursula Mori zu "Chirophonetik - helfen mit Sprache" können Sie herunterladen und lesen. 

"Chirophonetik - helfen mit Sprache" von Ursula Mori
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Rezensionen

Dieter Schulz: Chirophonetik. Therapie durch Sprache und Berührung

 

Chiro-phonetik – wie heilsam können Hände und Laute sein?

 

Der Begriff Chirophonetik, als er vor 40 Jahren von Alfred Baur in die Welt gesetzt wurde, klang erstmals wie eine fremd anmutende Praxis, die viele Therapeuten, Ärzte und auch Menschen, die eine neue Therapie gesucht haben, neugierig gemacht hat. Was kann man unter dieser Therapie verstehen? In welcher Situation und in welchem Behandlungsbedürfnis wird sie angewendet? Wie ist ihre Wirksamkeit? Worauf beruht sie? 

Dieter Schulz, Heilpädagoge, Biographie-Berater, Supervisor und Dozent an der Schule für Chirophonetik hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch sein Buch „Chirophonetik – Therapie durch Sprache und Berührung“ diese Heilmethode verständlich zu machen. Stets von seinem tiefbegründeten Fachwissen und von seiner einfühlsamen Erkenntnis des Wesens eines therapiebedürftigen Menschen, sowie der heilsamen Wirkung der Sprache ausgehend, lässt uns der Autor aus langjähriger Erfahrung  als Chirophonetik-Therapeut Einblicke in seine Praxis gewinnen. Sehr anschaulich geht er auf die spirituellen Urkräfte der Sprache ein, die in den Mysterien von Ephesus noch voll wirksam waren und wie sie durch Dr. Alfred Baur, dem Begründer dieser Therapie, unserer Zeit entsprechend wieder belebt wurden. Der Autor erklärt, worauf die „Lautwirksamkeit“ beruht, welch wunderbare Essenz jedem Vokal und Konsonanten unserer Sprache innewohnt und wie diese vom Therapeuten tönend auf den Leib des Klienten übertragen wird: Eine Wissenschaft, die in der Chirophonetik-Ausbildung jahrelang studiert und praktisch angeleitet wird, stellt Dieter Schulz kurz und an Hand von Graphiken sehr einleuchtend dar, wobei er seine Erklärungen immer wieder mit Fallbeispielen begleitet. So bekommt der Leser eine klare Vorstellung von der Wirkungsweise der Laute und ihrer Verbindungen, sowie von der therapeutischen Anwendung der verschiedensten Rhythmen der Sprache und wie sie praktisch eingesetzt werden. Ein besonderes Kapitel ist: „Die Wirkung der Laute auf das Ergreifen der Sinne durch die Individualität“. Nicht nur erfahren wir, dass es laut Rudolf Steiner 12 Sinne gibt, sondern wir können auch die tiefgehende menschenkundliche Erfahrung des Autors wahrnehmen, indem er die therapeutische Wirksamkeit der Chirophonetik auf die 12 Sinne darstellt. In einem abschließenden Kapitel erklären weitere Chirophonetik-Therapeuten, wie sie leibliche und seelische Leiden von Klienten in den verschiedensten Lebensalter und Lebenssituationen erleichtern und sogar heilen konnten.

Eine Therapie will von Menschen bewusst verstanden werden. So ist Dieter Schulz erfahrungsvoll, lebendig und mit einfachen Erklärungen auf dieses Bedürfnis eingegangen.

 

                         Elisabeth Correa

                         Waldorf-Förderpädagogin und

                         Chirophonetik-Therapeutin